Mein Rückblick auf das digitale BusinessCamp Bonn 2020

Was ist ein Barcamp?

Ein Barcamp ist ein offenes Veranstaltungsformat. Dabei wird – im Gegensatz zu einer herkömmlichen Konferenz – im Vorfeld kein starres Programm vorgegeben. Stattdessen definieren die Teilnehmer im Laufe des Barcamps in der sogenannten Sessionplanung das Programm selbst. Die Inhalte stammen also aus den Reihen der Besucher des Barcamps: Jeder kann eine Session zu einem bestimmten Thema anbieten. Finden sich genügend Teilnehmer, wird der Vorschlag in das Sessionboard aufgenommen und ist damit im Programm.

Eine ausführlichere Beschreibung zum Ablauf eines Barcamp findest Du hier bei uns im Blog.

Location

Die Location war diesmal der Browser auf unseren Rechnern, dem Tablet oder bei den ganz innovativen das Smartphone. Und dementsprechend bunt waren die Hintergründe, die man teilweise auf den Webcams der Teilnehmer sehen konnte: Büros, Wohnzimmer, Küchen und wer weiß wo sich die Teilnehmer noch aufgehalten haben. Ich bin mir nicht sicher, aber einmal habe ich sogar eine Werkbank gesehen.

Für die Organisation und die Technik hat Oliver Kepka von der Telekom Business – wie schon im letzten Jahr – auf die Agentur Bonn.digital gesetzt. Und damit wieder Johannes Mirus als Moderator für das Barcamp gewinnen können.

Oliver und Johannes bei der Begrüßung der Teilnehmer

Gleich vorweg: das war eine gute Wahl, Oliver! Die Technik, die Moderation und die gesamte Plattform, die von Bonn.digital bereitgestellt wurde, war genau richtig, technisch ausgereift und hat uns über den gesamten Tag nicht im Stich gelassen (von kleinen Ausreißern abgesehen).

Technik

Ja, die Technik bekommt diesmal einen eigenen, kleinen Abschnitt im Artikel. Anders als bei einem analogen Barcamp, bei dem unheimlich viel ohne oder nur mit wenigen Hilfsmitteln abgewickelt werden kann, muss in der digitalen Variante mit Software gelöst werden. Vorstellung der Session? Separater Stagingbereich. Das Sessionboard? Software. Die einzelnen Räume? Software. Ein Raum für Pausengespräche? Software. Twitterwall? War schon immer Software.

Kernstück des Projekts war Venueless, das von Bonn.Digital um verschiedene Services wie eine Twitterwall oder ein virtuelles Foyer erweitert wurde.

Hier hat Bonn.Digital ein tolles Gesamtpaket abgeliefert, dass obendrein mit den Regeln der EU-DSGVO konform betrieben werden konnte und bei dem die einzelnen Bestandteile nahtlos ineinander gegriffen haben.

Die Sessionplanung

Aber kommen wir jetzt zum Inhalt von drei Sessions, an denen ich teilgenommen habe:

Session 1: Fünf Tipps für einen besseren Umgang mit digitalem Stress im Berufsalltag

Los ging’s im Raum Moscow mit einem Thema, das viele von uns vermutlich kennen: digitaler Stress im Berufsalltag. Dort hin hatte Dr. Ann-Kathrin Richarz eingeladen und arbeitete sehr schön heraus, ob wir Menschen denn überhaupt für die Digitalisierung vorbereitet sind. Für das „Always on“ und für ein Smartphone, dass immer dabei und Segen und Fluch zugleich sein kann.

Bei der Einleitung untermauerte die studierte Biomedizinerin  mit interessanten und zumindest mir neuen Fakten, warum man sich mit dem Thema digitaler Stress auseinander setzen sollte.
Beispiel gefällig?

  • Wusstest Du, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beruflichen Stress zu den größten Gefahren des 21. Jahrhundert zählt?
  • Das unsere Konzentrationsfähigkeit abnimmt? 46,9 % der wachen Zeit schweifen wir gedanklich von den Dingen ab, mit denen wir uns eigentlich beschäftigen wollten.
  • Das wir – getrieben durch Wettbewerb und die Vergleichbarkeit mit Kollegen – selbst versuchen, noch schneller und produktiver zu werden?

Dem gegenüber stellte Ann-Kathrin im zweiten Teil Ihres Vortrags fünf Tipps vor, die zu einem besseren Umgang mit digitalem Stress im Berufsleben führen können:

  • Übernahme von Verantwortung: die Verantwortung liegt bei allen. Beispielsweise dem Arbeitgeber allein die Schuld zu geben, greift zu kurz. Jeder muss auch auf sich selbst achten.
  • Die eigene Handynutzung hinterfragen: muss ich wohl nicht weiter ausführen – wisst Ihr vermutlich selber, oder? Netter Funfact: Beim Scrollen über den Handyscreen werden die gleichen Stoffwechselvorgänge im Gehirn aktiviert wie bei einem Drogensüchtigen beim Anblick von Heroin.
  • Gutes Zeitmanagement: optimale Planung der anstehenden Arbeiten (und konsequente Umsetzung) können starken Einfluss auf Stresssituationen haben.
  • Selbstkenntnis für mehr digitales Bewusstsein: bei dem Punkt muss man vermutlich tiefer einsteigen, da es darum geht, die eigenen, inneren Treiber kennenzulernen, um entsprechend damit umgehen können und Fehlentwicklungen aus eigenem Antrieb einen Riegel vorzuschieben.
  • Steigerung der Resilienz: die Fähigkeit, mit Krisen umzugehen, kann man erlernen. Das Thema wurde aus Zeitgründen nur angerissen, kann man aber – Google sei dank – nachlesen. Einfach mal nach Sieben Säulen der Resilienz suchen.

Ja: und da waren die 45 Minuten auch schon vorbei. Toller Vortrag, bei dem man gemerkt hat, dass Ann- Kathrin weiß, wovon sie spricht. Und gleichzeitig ein Vortrag, der mir persönlich den einen oder anderen Denkanstoß geliefert hat (Stichwort: Handynutzung).

Session 2: Von Suchmaschinenoptimierung bis Influencer-Kooperationen: Das Digitalmarketing 1×1

Bei der zweiten Session nahm uns Sören Böckmann, Co-Founder von Stories We Love, mit auf eine rasante Reise durch die Welt des Digitalmarketings: von der der Suchmaschinenoptimierung bis zur Influencer-Kooperation.

Das man dafür kein Kurzstreckenticket lösen konnte, war klar: in 45 Minuten kann man bei so einem Thema nur die wichtigsten Punkte anreißen. Und darum legte Sören auch gleich von Anfang an ein hohes Tempo vor.

Einige (bei weitem nicht alle) Punkte habe ich auf dem Twitter-Kanal von Koblenz Digital dokumentiert.

Hier ein kleiner Auszug:

  • „Zentrale Anlaufstelle ist die eigene Website“
  • Eine Website ist kein Selbstläufer. Sie ist nie fertig und die Inhalte müssen laufend gepflegt, angepasst und aktualisiert werden.
  • Man muss das Nutzerverhalten nachverfolgen: was nicht funktioniert, wird eingestellt. Was vom Nutzer angenommen wird, wird vermehrt angeboten.
  • Kein Geheimnis: ein Großteil des Traffics einer Website kommt – Trommelwirbel! Trommel – von Google.
  • Mehrwert bei Posts auf Social Media ist das A und O.
  • Influencer Markting: da bezahle ich auch, aber halt nicht der Plattform sondern Leuten, die Reichweite / Follower haben.
  • E-Mail-Marketing ist nicht tot. Im Gegenteil!

Wow! Die Session verging wie im Flug und hat – auf Metaebene – einen guten Überblick gegeben, welche Themen im digitalen Marketing relevant sind. Zum Schluss stellte Sören noch das neue Tool Narraflix vor, mit dem Arbeitgeber das Thema Storytelling in der Kommunikation besser umsetzen sollen.

Session 3: Erarbeitung eines Cyber-Incident-Response-Plan

In der dritten Session, auf die ich hier im Artikel eingehen möchte, ging es um die Erarbeitung eines Cyber-Incident-Response-Plan.  Hier traten gleich zwei Speaker in den Ring:
Dr. Frank Schemmel, Head of Privacy (Corporate) bei DataGuard und zertifizierter Datenschutzbeauftragter (TÜV) sowie Christian Taube , ebenfalls zertifizierter Datenschutzbeauftragter (TÜV) und wie Frank bei DataGuard als Entrepreneur in Residence für den Bereich „Information Security as a Service“ tätig.

Jetzt ist so ein „Online Vorfallreaktionsplan“ nicht jedermanns Sache. Trotzdem war der virtuelle Session-Raum gut gefüllt. Frank und Christian haben – zusammen mit den Teilnehmern – trotz der komplexen Materie sehr schön die Begründung, die Beteiligten und die wichtigsten Bestandteile eines Cyber-Incident-Response-Plan herausgearbeitet.

Zunächst wurden bekannte Bedrohungsszenarien abgefragt. Das Ergebnis zeigt, dass die Teilnehmer einige Cyber-Attacke konkret benennen konnten.
Aus den nun vorliegenden Bedrohungsszenarien wurden die Ziele möglicher Angreifer abgeleitet:

  • Verfügbarkeit von Systemen ausschalten oder herabsetzen
  • Die Vertraulichkeit von Daten verletzen
  • Die Integrität von Daten zerstören

Danach gingen Frank und Christian auf die „Stakeholder“ ein, die in einem Unternehmen bei der Erstellung eines Cyber-Incident-Response-Plan beteiligt sein sollten. Und das waren eine ganze Menge. Inklusive Positionen, die man auf dem ersten Blick in dieser Runde vielleicht nicht verortet hätte (wie beispielsweise die Pressestelle oder Vertreter der Shareholder bei einer AG). Oder Job-Bezeichnungen, die man in der Praxis selten zu Gesicht bekommt, wie der Informationssicherheitsbeauftragte.

Es folgten die Stationen präventive Maßnahmen, Meldepflichten und zum Schluss die Kommunikation inklusive einem Kommunikationsplan für den Ernstfall.

Klasse Session, die mir sowohl Spaß gemacht hat, aber auch alle wichtigen Punkte für einen Cyber-Incident-Response-Plan gehandelt hat.  Leider konnten Frank und Christian nicht so tief abtauchen, wie man (oder ich) es sich gewünscht hätten. Aber eine Session hat nun mal nur 45 Minuten.

Immerhin hat es für eine kleine Sketchnote gereicht.

Sketchnote zur Session „Erarbeitung eines Cyber-Incident-Response-Plan“

Danke, Deutsche Telekom!

An dieser Stelle gebührt dem alleinigen Sponsor des BusinessCamp Bonn mein persönlicher Dank: der Telekom Deutschland GmbH. Nach der Verschiebung (und den zwischenzeitlich rasant steigenden Corona-Infektionszahlen) war es kein Automatismus, dass das #BizBonn20 als digitales Event stattgefunden hat.

Danke für dieses Zeichen der Kontinuität in einer schwierigen Zeit!

Fazit

Das war es also, mein erstes digitales Barcamp. Und ich muss sagen: hat Potential. Ich habe von neun Uhr morgens bis nachmittags um halb fünf vorm Rechner gesessen, habe die Sessions verfolgt, bin durch die Räume gestreift und habe hier und dort neue Kontakte geknüpft. Mein persönliches Learning von diesem Tag ist, dass ein digitales Barcamp funktioniert. Und wenn man es auf einer Plattform die Telekom beim #BizBonn20 macht, funktioniert es auch sehr gut.

Natürlich fehlt dem digitalen Event der persönliche Kontakt, die Nähe zu den Personen, das Netzwerken auf dem Gang, das Gespräch abseits der Bühne, bei einem Kaffee oder Bier. Umgekehrt fallen räumliche (oder zeitliche) Beschränkungen weg, die bei einem realen Barcamp eine Teilnahme vielleicht verhindern. Oder auch die fast schon lieb gewonnenen Schweißausbrüche der Apple-Nutzer, wenn bei der Vorbereitung der Session festgestellt wird, dass ein Adapter fehlt.

Beide Formate haben ihre Stärken und Schwächen. Das BusinessCamp Bonn hat gezeigt, wie man das Potenzial einer digitalen Location ausspielen kann, um eine tolle Veranstaltung abzuliefern. Aber vermutlich spreche ich vielen aus dem Herzen, wenn ich sage: Sobald es wieder möglich ist, müssen wir ein altmodisches, analoges Barcamp machen, uns wieder Auge-in-Auge gegenüberstehen und auch mal umarmen. Und meinetwegen danach gemeinsam den Appel-Adapter suchen.

Zum Abschluss noch einmal das Pausenbild vom #BizBonn20

Von Peter Winninger

Blogger aus Leidenschaft, Wandersmann, Social-Media-Begeisterter. In der Region Mayen-Koblenz verwurzelt, bei einem IT-Unternehmen in Koblenz beschäftigt und irgendwie auch im kommunalen Umfeld unterwegs.

3 Kommentare

  1. 🙏🏻💖👌🏻👍🏻 Wundervoll geschrieben und bringt es genau auf den Punkt! Ich fand es auch super und würde auch ein digitales BarCamp noch einmal mit machen 😉! LG aus Bonn 👋🏻!

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  2. Hallo Peter,
    deinen Bericht habe ich mit großem Interesse gelesen. Ich hoffe auf ein Wiedersehen bei einem „analogen“ Barcamp, wo wieder persönliche Begegnungen möglich sind, bei nächster Gelegenheit.
    Beste Grüße, Alfred

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