Im vorigen Jahr stand noch die bange Frage im Raum:
„Ein digitales Barcamp: wird das funktionieren?“
Mittlerweile sind wir in die Situation, in die uns die Corona-Pandemie gedrängt hat, hineingewachsen. In den vergangenen Monaten haben wir vermutlich alle unzählige Stunden in virtuellen Meetings verbracht und manche haben vielleicht auch virtuelle Barcamps besucht. Wir haben uns mit Zoom oder Teams herumgeärgert, haben nette Leute in Breakout-Sessions kennengelernt und manch einer wird auch sein Technik-Setup optimiert haben. Man könnte sagen, wir sind ein bisschen mehr in eine digitale Rolle hineingeschlüpft.
Doch das bedeutet nicht, dass jedes digitale Event automatisch ein Erfolg wird. Erfolg stellt sich nur ein, wenn man zum einen die Technik beherrscht, ein gutes Orga-Team hinter sich weiß und dann noch alles mit tollen Teilnehmer*innen kombinieren kann. Genau das ist den Macher*innen des Innovation Culture Camp 2022 gelungen.
Moderation und Organisationsteam
Die Moderation bei diesem Barcamp teilten sich Tom Klose von supernju sowie Nina Wansart vom Gutenberg Digital Hub in Mainz.
Die beiden haben uns schon im letzten Jahr super relaxt durch den Tag begleitet – und so war es auch diesmal. Zusammen mit einer großen Schar von Helfer*innen vor und hinter den Kulissen.
Von daher an die vielen dienstbaren Geister bei dem Event (egal, ob man Euch gesehen oder ihr im Hintergrund aktiv wart) an dieser Stelle ein dickes „Dankeschön!“ von mir.

By-the-way: Ich hatte das Glück, den Gutenberg Hub schon mal live erleben zu können und muss sagen: „Wow!“ Da hat die Landeshauptstadt Mainz eine feine Location bekommen. Und das aus dem Zusammenschluss aus regionaler Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichen Institutionen. Einen solchen Inkubator könnte man sich auch in anderen Landesteilen vorstellen. Daher der Tipp an alle, die mal die Gelegenheit haben, dort vorzuschauen: tut es! Es lohnt sich!
Die Technik beim digitalen Barcamp
Bei der Technik setzte man auf altbewährtes: Zoom in der Version >= 5.3 und die dort enthaltenen Breakout-Sessions. Frei nach dem Slogan von Adenauer: „Keine Experimente.“ Jedem (!) Sessionraum wurde ein Moderator*in zur Seite gestellt, um bei der Orga zu unterstützen, die Auszeichnung zu starten oder einfach beim Fragen sofort zur Stelle zu sein. Ein Luxus, den man nicht bei jedem Barcamp vorfindet.
Das mag unspektakulär klingen. Aber eine Technik und ein Orga, die nicht in Erscheinung tritt, weil sie schlicht reibungslos funktioniert, hat schon was für sich.
Was noch?
Wie im Vorjahr gab es auch 2022 eine JobWall beim Innovation Culture Camp, die von den Teilnehmenden fleißig genutzt wurde. Neu hinzu gekommen ist die Teilnehmenden-Wall. Sie soll die altbekannte Lücke von Zoom schließen, da man sich dort weder Vorstellen noch weitere Infos teilen kann.
Beides wurde effektiv mit einem Mural Whiteboard gelöst und zeigt, dass man auch mit einfachen Lösungen die Teilnehmer*innen bei der Vernetzung unterstützen kann.

Die Überraschung kam schon Vorab per DHL
Ebenfalls wie im Vorjahr konnten sich die Teilnehmer*innen im Vorfeld über ein Überraschungspaket freuen. Mit allem, was das Barcamper-Herz höher schlagen lässt: eine Barcamp-Tasse, Nudeln mit Pesto Rosso für die Mittagspause sowie Energieriegel, Kaffee und Tee für die Pause zwischen durch. Und für die richtig spannenden Sessions war sogar Popcorn mit dabei.

Perfekt!
Grußwort von Heike Raab aus der Staatskanzlei
Leider nicht live sondern aus terminlichen Gründen als Video kam der Einspieler von der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, dem Hauptsponsor des Innovation Culture Camp. Staatssekretärin Heike Raab ging in dem kurzen Clip auf die Bedeutung des Barcamps ein und auf den hohen Stellenwert, den das Thema Digitalisierung bei der Landesregierung hat.
Das wichtigste – die Sessions
Der Sessionplan war diesmal besonders vollgepackt. 34 Sessions (die Yoga-Sessions habe ich hier mal mitgezählt) sorgten für ordentlich Abwechslung & Auswahl. Aber bei mir auch wieder für #FOMA.
Hier ein kurzer Abriss von den Sessions, an denen ich teilgenommen habe.
Wie du das Beste in dir, deinem Team und deinem Unternehmen stärkst
Gleich die erste Session war ein (wie ich finde) sehr guter Griff. Dort ging Andrea Kron von kronkonsult der Frage nach, wie man eigene Stärken effektiv nutzen kann. Sei es persönlich, im Team oder im Unternehmen. Denn Innovation ist definitiv kein Selbstläufer!
Den Einstieg in den (leider vielllllllll zu kurzen) Workshop bildeten verschiedene, aktivierende Fragen. Zum Beispiel
So wurden Step-by-step durch die Teilnehmer*innen die Faktoren herausgearbeitet, die dazu beitragen können, dass Menschen und Organisationen ihr volles Potenzial entfalten.
Klasse fand ich die „Kopfstand-Methode“: hier wurde die Fragestellung einfach umgedreht :
„Was kannst Du tun, damit du, dein Team und dein Unternehmen verkümmern?“
Da sprudelten die Ideen auf einmal.
Ein Tipp ist mir noch besonders im Gedächtnis hängengeblieben: das Highlight und das Learning der Woche im Team etablieren.
»BRANDheiß« – 80 Ideen fürs Employer Branding
Allein der provokante Untertitel:
„Fachkräftemangel? Das ist nur ein Mangel an Ideen!“
hat mich gecatcht. Und ich wurde nicht enttäuscht:
In ihrer Session haben Stephan Mallmann und Udo Schüring gleich einen ganz Sack an Ideen mitgebracht und im Warm-up vorgestellt. Und auch wenn es nicht 80 waren (dafür reicht die Zeit einfach nicht): das hat schon Appetit auf die Workshop-Karten und die Innovationsmethode „Reverse Innovation Design“ gemacht.
Besonders toll: es handelte sich um eine „Mitmach-Session“, das heißt die Teilnehmer bekamen eine Aufgabe und mussten sich so in Rekordzeit durch ein Set von Fragen klicken.
Mit der Brille des Chefs einer Spedition blickten wir auf verschiedene Szenarien im Arbeitsalltag der Kraftfahrer und sollten dann rasch Ideen entwickeln. Trotz Zeitnot kam da von den Teilnehmer*innen ziemlicher cooler Input. Und in der Diskussion wurden diese Ideen noch einmal verbessert.
Wenn Ihr mehr von den beiden oder von dem Workshop erfahren wollt: hier zwei hilfreiche Links:
https://www.cleverandersbeliebt.de/
https://www.protransform.org/akademie/reverse-innovation-design/
Stephan und Udo gibt es auch auf die Ohren zum Mitnehmen. In Form eines noch ziemlich frischen Podcasts:
Video-Stellenanzeigen – Authentisch überzeugen durch einen Mix an Information & Emotion
Dem Udo Schüring bin ich dann auch gleich treu geblieben und ihm zu seiner zweiten Session gefolgt: Video-Stellenanzeigen.
Der Einstieg zeigte auf, dass althergebrachte Muster, die wir alle zur Genüge kennen, in der heutigen Zeit nicht mehr zum Ziel führen.
Vielmehr müssen Unternehmen erkennen, dass die Verbesserung ihrer Arbeitgeberattraktivität eine echte Chance darstellt. Nicht nur für neue sondern auch für die bestehende Belegschaft.
Als Beispiel diente ein Video der Firma Grenke.
Wenn man sich die Session anschaut, fragt man sich: „Warum gibt es nicht bereits mehr Recruitingvideos?“ Allerdings muss auch „der Rest“ zum Video passen. Sprich: der Bewerbungsprozess muss ebenso digital und auf Augenhöhe sein.
Insgesamt viele tolle Denkanstöße und Ideen, die in dieser Session von Udo rübergebracht wurden.
Hier die passende Landingpage zum Thema: https://www.different4u.de/
Customer first!? ?? Wie können wir unser Wissen über Kund*innen silo-übergreifend besser nutzen?
Mit dieser Session ging Stefan Hoch von Safari Consulting an den Start. Er ging der Frage nach:
„Was wissen die Unternehmen über ihre eigene Kundschaft?“
Sehr schnell wurde klar, dass es sehr viel Wissen im Unternehmen oder auch Konzern gibt. Aber oft wird dieses Wissen nicht oder nur innerhalb des eigenen Silos genutzt.
Dabei ist das Potential enorm! Gerade die Abteilungen mit hohem Kundenkontakt (Marketing, Vertrieb, Produkt und Service) sollten daher alles daran setzen, ihr Wissen zu teilen und mit anderen Abteilungen zu nutzen.
Diese und andere Denkanstöße verwebte Stefan geschickt in einer Customer Journey mit Beispielen aus seiner Praxis.
Ein firmeninternes Barcamp durchführen – eine Austauschrunde
Die letzte Session war kein Vortrag sondern eine Austauschrunde. Und zwar stellten Josia und Hubert von der Süddeutschen Krankenversicherung a.G. ihre Idee vor, ein firmeninternes Barcamp zu veranstalten.
Und da gibt es natürlich unheimlich bei der Orga, der Motivation und der Durchführung zu beachten.
Es begann ein tolle Diskussion, bei der unheimlich viele Ideen, Vorschläge, aber auch Fragen aufgeworfen wurden. Hier ein (nicht vollständiger) Auszug:
- Nennt es nicht Barcamp sondern OpenSpace
- Beim ersten Barcamp: ein Teil der Sessions sollte vor bei potentiellen Sessiongebern angefragt werden
- Gretchenfrage: lieber ein offenes oder ein Themen-Barcamp veranstalten?
- Wie kann man den Erfolg eines Barcamps messen?
- Trommeln / Werbung für das Barcamp machen
- Start small. Kreis dann erweitern.
- Vorbereitungszeit ist Arbeitszeit.
- Ein großes Orga-Team einplanen.
Natürlich darf man die Sponsoren nicht vergessen
Im Falle des Innovation Culture Camp ist diese Rubrik – im Vergleich zu anderen Barcamps – recht überschaubar. Es gibt nämlich nur einen Sponsor und das ist – Trommelwirbel! – die Staatskanzlei Rheinland-Pfalz. Also quasi die Schaltzentrale der Macht in unserem Bundesland.
Na: ein bisschen hatte ich das ja schon zu beginn des Artikels verraten.
Das Engagement zeigt meiner Meinung nach sehr schön, welchen Stellenwert die Veranstaltung für die Landesregierung besitzt. Von daher – wie es sich gehört – auch in diesem Blogbeitrag ein dickes „Dankeschön“ für die Unterstützung. Formate wie das Innovation Culture Camp sind unheimlich wichtig für unsere Region und die digitale Szene darin.
Fazit
Das war es also, mein zweites Innovation Culture Camp. Wieder rein digital und nach zwei Jahre Pandemie. Und trotzdem habe ich mich auf diesen Samstag am Computer gefreut, habe einen ganzen Tag in Zoom verbracht – und hatte Spaß.
Spaß am Austausch mit Gleichgesinnten, an der Diskussion und daran, etwas zu lernen oder anderen zu Helfen.
Ja, die zwei Jahre stecken uns allen in den Knochen. Und man konnte förmlich fühlen, wie sehr wir uns danach sehnen, uns wieder „Live“ zu treffen. Gemeinsam einen Kaffee oder ein Bier zu trinken. Den anderen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Oder von einem Sessionraum zum nächsten zu hetzen. Den Beamer nicht ans Laufen zu bekommen, weil der Appel-Adapter fehlt.
All diese Kleinigkeiten, die aber in der Gesamtheit ein Event wie das Barcamp erst zu dem machen, was wir so lieben.
Zum Schluss: die Kultur
Natürlich kam auch bei diesem Barcamp die Kultur nicht zu kurz. Zum einen in Form des Graphic Recording durch die unerreichte Yanbo Chen.
Einen Einblick in Ihre Arbeit findest Du hier auf YouTube.
Und als Musik-Act für die After-Show hatte man LIN verpflichtet (hier der Link zu Ihrem Facebook-Profil).
Hat super gepasst (und ein bisschen war man an dieser Stelle auch eifersüchtig auf die Leute, die im Gutenberg Digital Hub live dabei waren).
Aber hier ist noch ein schönes Video von Lin:
Du hast noch nicht genug vom Innovation Culture Camp?
Nun, dann können wir Dir noch den Artikel aus dem Vorjahr anbieten. Denn als Wiederholungstäter haben wir uns auch 2021 (wenn auch nur virtuell) beim Barcamp von Tom herumgetrieben und im Nachgang hier im Blog einen Beitrag gepostet. Oder Du wirfst einen Blick in dieses Wakelt: dort sind 288 Posts rund um das Innovation Culture Camp 2022 zusammengefasst.
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