‚Hidden Champions‘ sind per Definition unbekannte Unternehmen, die in ihrer Branche Weltmarktführer sind. Nach einer Publikation des Forschungszentrums Mittelstand der Uni Trier trifft diese Bezeichnung auf Canyon Biycles zu. Dank IT.Region Koblenz hatten wir Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der Canyon Factory in Koblenz zu werfen.
IT.Region Koblenz: Networking vor Ort
Seit Februar 2006 stellt sich der Verein IT.Region Koblenz der Aufgabe, die IT- und Digitalszene der Region Koblenz / Mittelrhein zu stärken. Zu Beginn unter dem Lable „IT.Stadt Koblenz“, seit diesem Jahr als IT.Region Koblenz. Durch eine engere Verzahnung von Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik. Die erklärten Ziele lauten: Fachkräftesicherung, Verbesserung der Rahmenbedingungen vor Ort und Förderung von Existenzgründungen. Und das erreicht man unter anderem durch Networking und den regelmäßigen Meetups. Wie jetzt, zum Beispiel, bei Canyon.
Der Gastgeber – Canyon Biycles
Canyon – ein Unternehmen aus Koblenz, das die Welt des Fahrradfahrens revolutioniert hat. Los ging es im Jahr 1985, damals noch unter dem Namen Radsport Arnold. In den 90zigern folgte der Wechsel vom Fahrradhandel hin zum Fahrradhersteller. Und die Umbenennung zum heutigen Markenamen: Canyon. Inbegriff für hochwertige und innovative Fahrräder und Ausrüster der Radszene. Und das weltweit.
Made in Koblenz.
Welcome & Warm-up
Die Grußworte zum Beginn der Veranstaltung sprach Thomas Hammann von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Koblenz noch vor den Werkstoren. Und neben den vielen Interessierten war auch (fast) der komplette Vorstand von IT.Region Koblenz mit am Start: Prof. Dr. Maria Wimmer, Ralph Brubach, Markus Maron, Prof. Dr. Wolfgang Kiess, Hans-Peter Schomisch und Christoph Surges.

Danach wurden wir zünftig eingekleidet: Sicherheitsüberziehschuhe und gelbe Warnwesten mit dem Aufdruck „Besucher“. Denn trotz vorgerückter Stunde (es war so gegen 18:00 Uhr) waren wir nicht die einzigen auf dem Gelände. In der Factory wird mit einem Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet.
Rundgang durch die Produktion
Danach übernahmen uns unsere Gastgeber des Abends: Julian Öncü und Christoph Münch von Canyon. Los ging es mit einem kurzen Abriss zur Entstehung des Unternehmens und zu den Größenordnungen. Und die Specs sind durchaus beachtlich:
- 1400 Beschäftigte weltweit.
- Jahresumsatz (2020): 416 Millionen Euro.
- Auf der Montageline in Koblenz werden rund 400 Fahrräder gebaut – pro Tag.

Leider durfte in der Montagehalle selbst nicht fotografiert werden. Hatte aber den Vorteil, dass man sich mehr auf die Eindrücke und vor allem die Erläuterungen von Julian und Christoph konzentrieren konnte.
Die Einzelteile der Bikes, vom Fahrradrahmen über die Gabeln, Räder bis hin zum Sattel, werden von weltweiten Produzenten, insbesondere aus China und Europa (Portogal), nach Koblenz geliefert und in der Factory eingelagert. Die Montage erfolgt komplett in Koblenz und somit „Made in Germany“.
Nachdem die Fahrräder fertig montiert sind, erfolgt die Endabnahme (Qualitätssicherung). Ist alles okay, wird das Bike – demontiert.
What??!
Ja. Demontiert! Zumindest ein bisschen, damit es in den Transportkarton passt. Denn Canyon hat das Konzept des Internet-Direktvertriebs im Fahrradhandel eingeführt – und perfektioniert. Lange bevor andere die Vorteile erkannt haben.
Das sowas nur mit Digitalisierung zu meistern ist, wird schon zu Beginn der Führung deutlich: Mitarbeiter:innen mit Scannern an dem einem und einem Tablet am anderen Unterarm sorgen schon beim Wareneingang dafür, dass alle Teile korrekt vereinnahmt werden. Und das zieht sich durch die komplette Fertigung durch. Vom einfachen Schlauch bis hin zum teuren Rahmen aus Verbundstoff – alles findet seinen Platz im Hochlager. Und das komplexe Warenwirtschaftssystem sorgt dafür, dass man alle Teile wiederfindet.
Auch bei der Montage in der Linienproduktion: kein Arbeitsplatz ohne Monitor, der über die aktuelle Arbeit informiert. Interessanter Fakt an dieser Stelle: die Rechner mit Monitor ersetzen in der Linienproduktion die davor verwendeten Consumer-Tablets, die sich in der Praxis nicht bewährt haben.
Und die Information der Zweiradmechaniker:innen ist wichtig. Denn in der Montagehalle werden keine Großserien gefertigt. In einer Schicht folgen also nach 20 oder 30 Rennrädern auch mal eine Serie von Mountainbikes. Da ist Abwechslung vorprogrammiert.

Fazit
Für mich ein interessanter Einblick in ein Koblenzer Unternehmen, das ich bisher so nicht auf dem Schirm hatte. Und das mit einem Marktanteil von 30 % ganz, ganz vorne in Deutschland mitspielt. Mit hoher Innovationkraft – und tollen Bikes!
Tipp: Video von SWR Landesausschau
Noch mehr Canyon? Dann schau Dir doch dieses Video der SWR Landesschau aus dem Jahr 2020 an.